Alles im Griff
„Wer diese Innovation im Erdbau verpasst, kann früher oder später einpacken.“ So schätzt Marco Jöhnk die Bedeutung der GPS-Technologie für die Maschinensteuerung und die Baustellenorganisation, speziell im Golfplatzbau ein.
Der Bauleiter der Brehmer & Kooistra GmbH aus dem schleswig-holsteinischen Epenwöhrden verfolgt seit zwölf Jahren aktiv die Entwicklungen auf diesem Gebiet. „Als ich 1992 während meines Studiums als Erntehelfer auf einem Landgut arbeitete, wurde in der Nachbarschaft ein Golfplatz angelegt. Die Baufirma suchte nach einem Muldenkipperfahrer und später nach einem Planierraupen-Fahrer. Ich erhielt die Arbeit und spezialisierte mich in der Folge auf den Golfplatzbau,“ erinnert sich der ausgebildete Industriemechaniker. Heute fährt er noch immer eine Planierraupe (jetzt mit Satelliten-Unterstützung) und leitet eine 30-ha-Erdbaustelle. Er ist ebenso für die GPS-Technologie zuständig, einschließlich der digitalen Datenaufbereitung für die Maschinensteuerung und Kostenabrechnung. Als Marco Jöhnk bei Brehmer & Kooistra anfing, war GPS im Golfplatzbau noch völlig unbekannt. Zu dieser Zeit dominierten noch die sogenannten „Shaper“ die Branche. „Auf Knopfdruck erkennt der Fahrer an jedem Punkt der Baustelle beispielsweise wie viel Material noch einzubauen ist.”
Diese Raupenfahrer, die sich auf die manuelle Feinmodulierung von Golfplätzen spezialisiert hatten, verdienten gutes Geld. Vor etwa fünf Jahren, als die ersten GPS-Maschinensteuerungen auf den Baustellen auftauchten, beklagten sich auch gleich die „Shaper“, dass die neue Technologie sie in ihrer Existenz bedrohe. „Mit GPS können wir heute auf die jahrelange Erfahrung der ‚Shaper‘ verzichten“, erklärt Jöhnk bei unserem Besuch auf der Golfplatz-Baustelle in Rohr-Nemsdorf.
Vier Jahre Erfahrung mit dem Rover
Neben der SiteVision-Maschinensteuerung setzte der Golfplatzbauer über die vergangenen vier Jahre auf einen Trimble GPS Rover. Mit dem Rover lässt sich jeder Punkt auf der Baustelle kontrollieren. „Seit wir unseren Trimble Rover einsetzen, kann ich alle Vermessungen und Absteckungen selbst vornehmen und überprüfen, und erledige alle Abrechnungen und Baustellen-Dokumentationen.“
Marco Jöhnk, Bauleiter der Brehmer & Kooistra GmbH.
Das neue SCS900 Site Controller System
Die Entwicklung der Rover-Technologie machte rasche Fortschritte. Mit dem neuen SCS900 Site Controller System, präsentiert Trimble nun eine Lösung, deren Software speziell auf nichtstudierte Benutzer zugeschnitten ist. Ingenieur Jörg Amend vom deutschen Trimble-Hauptsitz in Raunheim bei Frankfurt und Niels Dettmann vom Trimble-Händler Manfred Harms KG in Norderstedt stellten Marco Jöhnk das innovative Trimble® SCS900 Site Controller System unter Praxisbedingungen auf der Golfplatz-Baustelle vor. In nur wenigen Minuten hatte der Vertriebsingenieur den digitalen Geländeplan vom Laptop des Bauleiters auf den Vermessungsrover übertragen.
„Das GPS-gestützte oder durch Totalstationen geführte SCS900 arbeitet mit Windows CE. Neben Trimble DGM-Dateien, können ebenso DXF-Formate gelesen und exportiert werden. Das System ermöglicht die Absteckung von Punkten, Strecken und Flächen, zeigt Neigungen und die Stärken eingebauter Schichten an, berechnet Massen und leistet vieles mehr. Jede Baustellenmessung wird dabei in Echtzeit für zukünftige Dokumentationszwecke aufgezeichnet“, erklärt Jörg Amend. Während der folgenden Vor-Ort-Demonstration des SCS900 überprüft Jörg Amend die Einbauhöhen auf diesem Golfplatz und bestätigt direkt auf der Baustelle die korrekte Einhaltung der Vorgaben. Marco Jöhnk sieht den Hauptnutzen des neuen Systems in dessen baustellenbezogener Software, der die sofortige Umsetzung aller Berechnungen ermöglicht. „Mit meinem derzeitigen Rover kann ich Berechnungen nur am PC im Baubüro vornehmen. Mit dem SCS900 kann ich vor Ort bleiben und sofort alle notwendigen Korrekturen veranlassen. Damit spare ich viel Zeit und Mehrarbeit. Die Bedienung ist dabei im Vergleich zu meinem derzeitigen Rover wirklich einfach.“
Höhere Produktivität mit GPS-Technologie
Während der Baustellen-Begehung erläuterte Marco Jöhnk weitere Vorteile der GPS-Technologie. „Mit GPS konnten wir neue Rahmenpreise kalkulieren, die teilweise unter den bisherigen lagen, indem wir präzise Aufzeichnungen des Bauablaufs führten. Jetzt erfüllen wir nicht nur die Qualitätsanforderungen unserer Auftraggeber, sondern entsprechen auch ihren Preisvorstellungen.“ Durch den GPS-Einsatz konnte speziell die Produktivität der eingesetzten Maschinen deutlich erhöht werden. „Wir bauten einen unserer letzten Golfplätze in Castop-Rauxel mit fünf Planierraupen, sechs Muldenkippern und vier Baggern. Das ist etwa die Hälfte der ohne GPS benötigten Maschinenausrüstung. Und wir waren etwa zehn Prozent schneller mit dem Bau fertig.“ Jöhnk erklärt die Effizienz der satelliten-gestützten Technologie an einem Beispiel. Nur acht Mitarbeiter werden für den Golfplatzbau in Rohr-Nemsdorf eingesetzt. Unter Verwendung konventioneller Verfahren, das heißt ohne den Einsatz von GPS-Maschinensteuerung und Rover, werden zur Fertigstellung eines 18-Loch-Kurses innerhalb von sechs bis neun Monaten mindestens 30 bis 40 Arbeiter mit entsprechender Ausrüstung benötigt.
„In Zukunft will ich alle Bauvorhaben unabhängig von der Größe des Golfplatzes im gleichen Zeitrahmen und mit dem gleichen Stamm von etwa acht bis zehn Mitarbeitern durchführen - lediglich durch Anpassung des Maschinenparks. Ich bin überzeugt, dass das SCS900 Site Controller System mich diesem Ziel einen bedeutenden Schritt näher bringt.“