Flughafen Leipzig-Halle bereitet Boden für DHL Frachtdrehkreuz
Die Posttochter DHL startet durch: Über das Luftdrehkreuz Leipzig-Halle werden schon ab 2008 jede Nacht etwa 50 Flugzeuge ihre Fracht untereinander austauschen. Auftrieb erhält damit auch die Region rund um den Flughafen - mittelfristig sind rund 10.000 neue Arbeitsplätze geplant. Voraussetzung: der Bau einer neuen 3.600 Meter langen Start- und Landebahn Süd.
Den Zuschlag für das anspruchsvolle Projekt erhielt die Josef Möbius Bau-Aktiengesellschaft, die schon 1998 für die Erdarbeiten beim Bau der Nordbahn zuständig war. Das 1951 gegründete Unternehmen mit Sitz in Hamburg beschäftigt derzeit 480 Mitarbeiter und kann auf zahlreiche Referenzen im Erd- und Wasserbau zurückblicken. Erst 2001 wurde für die Deutsche Airbus eine 160 Hektar Flächenerweiterung mit knapp 11 Millionen Kubikmeter Erdbewegung erfolgreich realisiert.
Auch dieses Projekt stellt wieder höchste Ansprüche an Mensch, Maschine und Logistik. Dabei steht den erfahrenen Spezialisten aus Norddeutschland ein eindrucksvoller Maschinenpark zur Seite: mehr als 100 Großgeräte zählt Schachtmeister Dirk Meier, der für den Maschinenpark vor Ort verantwortlich ist. Elf Kettenbagger bis 70 Tonnen, 13 CAT D6 Raupen, 33 Dumper, 16 Vierachser oder die Schürfraupen Flotte sind nur ein Auszug aus dem Aufgebot vor Ort. Zügiges Handeln ist angesagt denn für Abtrag und Einbau von über 5.000.000 m3 Boden stehen lediglich 11 Monate zur Verfügung. Ohne eine ausgeklügelte Planung im Vorfeld wäre die termingenaue Einhaltung nicht zu schaffen.
Eine entscheidende Rolle kommt daher den Vermessern der Fa. Möbius zu. „Das enge Zeitfenster war für uns ausschlaggebend, bei diesem Projekt GPS- und Tachymetersteuerung von Trimble einzusetzen“, so Vermessungsingenieur Thomas Anders. Er und sein Kollege Michael Marks sind zuständig für die Vermessung, Erstellung der Geländemodelle, sowie die laufende Kontrolle der Arbeiten. Die beiden Diplom-Ingenieure haben schon in der Vergangenheit durchweg positive Erfahrungen mit Trimble® Maschinensteuerung gemacht und setzen bei diesem Projekt erstmals konsequent auf die neue Technologie. „Ohne die GPS gesteuerten Raupen wäre die Erdbaumassnahme in diesem engen Zeitrahmen nicht oder nur sehr schwer oder mit höherem Aufwand an Maschinen zu realisieren“, fügt Anders hinzu. Herr Marks, der für die Erstellung der digitalen Geländemodelle am PC verantwortlich ist, ergänzt: „Im Unterschied zu früher liefern wir den Leuten auf der Baustelle jetzt komplette dreidimensionale Modelle für die einzelnen Erdbaufelder. Eine genaue Vorbereitung ist daher Bedingung“. „Diese Vorbereitung zahlt sich aus“, erläutert Thomas Anders auf Nachfrage. „Die GPS Steuerung erwies sich schon nach kurzer Zeit als regelrechter Selbstläufer. Sobald das Geländemodell auf die Rechner der Maschinen übertragen ist, sind die erzielten Ergebnisse beeindruckend“. Die beiden Vermesser waren nach eigenen Angaben am Anfang schon etwas skeptisch ob ein konsequenter Einsatz der Trimble Maschinensteuerung die Erwartungen und Zielsetzung erfüllen könnte. Doch auch Herr Marks bestätigt: „Die Erdarbeiten laufen reibungslos, genau nach Plan ohne Nacharbeit.“
Am Computer demonstriert er das Modell des im Bau befindlichen Regenrückhaltebeckens. In einer virtuellen Simulation kann er am Rechner prüfen ob alle Daten plausibel sind - noch bevor überhaupt ein Kubikmeter bewegt wurde. „Letztendlich sparen wir uns vor und während der Arbeiten aufwendige Absteck- und Kontrollarbeiten und liegen bis jetzt optimal in der Zeit. Insbesondere komplexe Modelle wie dieses sind ein sehr gutes Beispiel für die Effizienzsteigerung durch den Einsatz der 3D Maschinensteuerung von Trimble“. Wie beide Vermesser bestätigen sind Nachkontrollen zudem weniger oft notwendig und werden ebenfalls mit Hilfe von GPS ausgeführt - ein Trimble SCS900 GPS Rover kommt dabei zum Einsatz.
Vor Ort weist Schachtmeister Dirk Meier auf die Besonderheiten dieser Baustelle hin, bei der exaktes Materialmanagement und die Genauigkeit des Aus- und Einbaus ausschlaggebend sind. „Die genaue Erstellung des Erdplanums als Vorbereitung für die Südbahn ist sehr wichtig. Wenn hier Fehler passieren, wären die späteren Auswirkungen fatal“. Verständlich wenn man bedenkt, dass die spätere Startund Landebahn immensen Belastungen ausgesetzt ist - die Radlasten der Flugzeuge sind etwa 5 mal so groß wie im Schwerlastverkehr auf Autobahnen. Insgesamt wird der spätere Aufbau der Start- und Landebahn eine Höhe von 110cm aufweisen. Auf eine 55cm dicke Frostschutzkies-Schicht wird eine 15cm dicke hydraulisch gebundene Tragschicht aufgebracht, bevor die 40cm dicke Betondecke mit Hilfe eines Gleitschalungsfertigers erstellt wird. Bis es allerdings soweit ist werden die nötigen Erdarbeiten mit Hochdruck vorangebracht. Auf der Baustelle herrscht rege Betriebsamkeit bis in die Abendstunden. Bei Dunkelheit, Wind und Wetter wird bis Juni 2006 während aller vier Jahreszeiten gearbeitet.
Erdbau mit Trimble: Präzision mit System Nach dem Abtrag der 30-50cm dicken Oberbodenschicht werden Höhenunterschiede bis zu fünf Metern mit Baggern ausgeglichen. Dumper und Sattelzüge fahren den bindigen Lehmboden unaufhörlich zu den weiter entfernten Einbaustellen. Für kürzere Distanzen sind drei Schürfraupen im Einsatz, bei mittleren Distanzen kommen innovative Schürfzüge mit bis zu drei Anhängeschürfkübeln zum Einsatz - zwei davon ebenfalls mit Trimble GPS Steuerung. Dirk Meier weist auf die innovativen Eigenschaften der Anhängescraper hin: „Deutlich geringere Kosten im Vergleich zu unseren herkömmlichen Scrapern und die Leistung übertraf unsere Erwartungen. Durch den Einsatz eines Planierkübels mit GPS bewältigen wir Abtrag und Planie in einem Arbeitsgang, zudem erledigen die Anhängekübel durch Ihr Gewicht bereits eine Vorverdichtung was Zeit beim Walzen spart.“
Die Erstellung des eigentlichen Planums verläuft in mehreren Schritten. Mit Trimble GPS Steuerung ausgerüstete Caterpillar D6 Raupen schieben die Flächen auf eine Genauigkeit von ± 3cm ab. Es folgt eine Bodenverfestigung durch Einfräsen von Bindemittel im „mixed-in-place“ Verfahren, um die außerordentliche Tragfähigkeit zu gewährleisten. Walzenzüge erledigen anschließend die Verdichtung, wobei auf dem bindigen Boden vorwiegend Stampffußbandagen Verwendung finden. Zuletzt folgt die Feinplanie. Auch hier kommt Trimble zum Einsatz: die ATS-gesteuerten Grader arbeiten mit einer Genauigkeit von ± 1cm. Sie sind durch die Vorarbeit der GPSgesteuerten Raupen ebenfalls deutlich effizienter. Auch hier greift wieder ein Vorteil der Trimble Maschinensteuerung: Nachkontrollen beschränken sich auf ein notwendiges Minimum - das spart Zeit und Geld.
Ein Argument mehr, weshalb die Fa. Möbius auf Trimble setzt, denn auch im Hinblick auf den laufenden Flugbetrieb der Nordbahn kann sich niemand außerplanmäßige Zwischenfälle leisten. „Das Timing muss stimmen“, erklärt Meier, „alles ist genau mit der Flugsicherheit abgestimmt.“ Er fügt hinzu: „Wenn bei uns ein Erdbaufeld nicht zeitgerecht erstellt werden kann, wirkt sich das direkt auch auf das gesamte Projekt aus.“ Umso wichtiger ist es auf die verschiedensten Vor- und Zufälle vorbereitet zu sein wenn es doch einmal technische Probleme geben sollte. Mit den beiden Trimble Vertriebspartnern, der Manfred Harms KG und der Firma Lange & Siller GmbH & CO. KG, ist eine sehr flexible und gute Betreuung sichergestellt. Bisher gab es jedoch keine Probleme und die Arbeiten verlaufen planmäßig.
„Wir sind zuversichtlich die Erdarbeiten noch vor dem Termin Juni 2006 beenden zu können“ erklärt Vermesser Thomas Anders. „Unsere Erwartungen an den Einsatz der Maschinensteuerungen haben sich somit absolut erfüllt.“
Projektdaten:
- Bauherr: Flughafen Leipzig/Halle GmbH
- Zeit: Juli 2005 bis Januar 2007
- Erdbau von Juli 2005 bis Juni 2006
- Baukosten: ca. 290 Mio. Euro
- Erdbewegungen in der Bauphase: 5.000.000 m3
Maschinenpark:
- Insgesamt mehr als 100 Baumaschinen im Einsatz
- 11 Kettenbagger von 30 - 70 Tonnen
- 13 CAT D6 Raupen
- 1 Radlader CAT 966G
- 1 Raddozer CAT 824G
- 33 Dumper
- 16 Mercedes-Benz 4-Achse
- Schürfzüge mit Anhängescraper von Reynolds, fassen pro Kübel 10m3 davon 7 Schlepper „Case Steiger Quadtrac STX 450“ für 3 Kübel und zwei Caterpillar Challenger MT 765 mit jeweils 2 Kübeln
- 3 Schürfkübelraupen Frutiger (2 x SR 2001, 1 x SR 3000)
- 4 Grader: 2 CAT 14 H, 1 CAT 163H, 1 Bomag BH 190
- 11 Walzenzüge zur Verdichtung von 13-14 t, sowohl mit Polygonbandage als auch mit Stampffußbandage
- 3 Anhängewalzen
Trimble Maschinensteuerungen im Einsatz:
- 2 Raupen mit Dual GPS-Systemen
- 4 Raupen mit Single GPS-Systemen
- 4 Grader mit ATS-Systemen
- 2 Kilver mit GPS-Systemen Sommer 2006 Trimble Productivity 11